Zur Geschichte2018-09-14T09:20:44+00:00

Auslotung der Zeit

Tagungen und Kongresse des Bayerischen Presseclubs

Zur Geschichte des Bayerischen Presseclubs gehören eine Reihe von Tagungen und Zusammenkünften mit internationaler Beteiligung. Sie waren für die berufliche Arbeit der Clubmitglieder von Bedeutung und dienten der Zeitbestimmung. Informationsaustausch und Stärkung der Solidarität waren weitere Elemente der Begegnungstreffen. Dabei wurden Akzente gesetzt, die über den Tag hinaus von Bedeutung sind.

  • 1981 setzte sich der Bischof von Bozen-Brixen für eine bewusstere Zusammenarbeit ein. In Berichterstattung und Stellungnahme zu den geistigen Auseinandersetzungen sollten die Grundquellen des persönlichen und sozialen Lebens, die Wahrheit und die Liebe fruchtbar werden. „Dies scheint mir“, betonte Bischof Gargitter, „in einer Zeit hochschäumender Lüge und zerstörerischen Hasses ein Hochziel katholischer Publizisten zu sein.“
  • „Die Christen und die Zukunft des Westens“ lautete das Thema einer Tagung 1982 in Wildbad Kreuth. Dabei definierte der Präsident der Weltunion der Katholischen Presse, Hanns Sassmann, wertkonservative Haltung als „kritische und dynamische Annahme von Tradition, um durch ihre Weiterentwicklung die nachwachsenden Generationen gegenüber den Ideologien nicht hilf- und erfahrungslos zu lassen“.
  • 1983 beschäftigten wir uns in Villach mit der aktuellen Lage von Föderalismus und Regionalismus – Absage oder Hoffnung? Es folgte eine Tagung zum Thema „Kultur und Glaube“ im Kloster Benz. Dabei erklärten Bayerns Staatsminister Fritz Pirkl und Presseclubvorsitzender Norbert Stahl, auch wer für die Autonomie von Kultur und Kunst eintrete, werde die fortschreitende Entfremdung zwischen Kultur und Glaube nicht übersehen können. Hanns Sassmann forderte neue geistige Akzente gegen den Kulturrelativismus des Zeitgeistes. Christliche Publizisten dürften nicht wie „stumme Hunde“ vor den „Kulturgurus und Kulturguerilleros“ kapitulieren. Angesichts eines weit verbreiteten Kulturnihilismus komme gerade katholischen Publizisten die Aufgabe zu, aus der Zivilisation eine Kultur zu machen, nicht zuletzt angesichts der drohenden Gefahr, dass, sehe man nur die vielen Fehlentwicklungen der modernen Kunst, „der Mensch als sein eigener Gott zu seinem eigenen Ungeheuer“ werde.
  • 1987 wurde in Schloss Liechtenstein bei Wien und dem Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich die „Verantwortung für die Zukunft jenseits der Ideologien“ diskutiert. Die Analyse lautete, dass der Glaube an Fortschritt und Machbarkeit in tiefen Kulturpessimismus umzuschlagen drohe. Der Mensch werde auf seine Grenzen zurückverwiesen. Dadurch habe er aber die Chance erhalten, „im Angerufensein von Gott zu leben“. Der Kulturphilosoph Constantin von Barloewen erklärte, niemals könne es eine absolute Weltkultur geben, sondern nur die Forderung nach Offenheit gegenüber dem Pluralismus der Kulturen. Wiens Kardinal Franz König bezeichnete die „Liebe zur Kirche und einen kritischen Blick“ als Wesensmerkmale katholischer Journalisten.
  • „Bleibt die Technik human“ lautete die Frage bei einer neuerlichen Zusammenkunft in Wildbad Kreuth. Es ging um Antworten aus Politik, Wissenschaft und Glaube. Die Erkenntnis lautete: Ein wichtiger Faktor für die Zukunft der Menschen sind ethische Konsequenzen, die sich aus den Entwicklungen und Trends der modernen Technik ergeben. Noch nie war es so wichtig, dass Wissenschaft und Glaube aufeinander zugehen. Der Münchener Sozialethiker Wilhelm Korff sagte, technische Errungenschaften seien defizitär, solange die Nebenwirkungen auf Mensch und Natur unaufgearbeitet blieben.
  • „Die Christen vor dem 21. Jahrhundert – Rückzug, Isolation oder Aufbruch“ lautete das Generalthema einer Tagung 1991 in Brixen. Es wurde gefragt, ob die Christen, von der Welt und der Gesellschaft an den Rand gedrängt, sich auf den Rückzugslinien einer „Minderheitenkirche“ bewegen. Isolieren sie sich als zerstrittene Kirche in Selbstbespiege-lungen oder suchen sie aus der eigentlichen Kraft ihres Glaubens mit Verantwortung, Konsequenz und mit intellektuellem Mut ein Bild neuer Brüderlichkeit zu gewinnen? Star dieses Treffens war der polnische Schriftsteller Andrzej Scypiorski. Er erklärte, von der Bewältigung des Konflikts zwischen dem reichen Norden und dem unter Hungersnot, Krankheiten, wirtschaftlichem und politischen Rückstand leidenden armen Süden hänge das Schicksal der ganzen Menschheit ab, vielleicht sogar die weitere Existenz der Welt.
  • In Eichstätt wurde 1986 bei einem Kolloquium das Wechselverhältnis von Kirche und Medien diskutiert. Dies schien deshalb besonders aktuell, weil die Schubkraft des Zweiten Vatikanischen Konzils bereits erkennbar nachgelassen hatte und eine rückwärts gewandte Orientierung besonders katholische Journalisten zu verunsichern begann.
  • In Fortführung des Kolloquiums wurde 1990 der katholischen Publizistik in Bamberg „der Puls gefühlt“. Bei dem „Bamberger Mediengespräch“ sollte erkundet werden, „ob unsere Kirche in den säkularen Medien ein gebührender Platz eingeräumt wird, sie also eine ‚Kirche der Medien‘ ist, oder ob sie verstärkt Anstrengungen unternehmen muss, eine ‚Medienkirche‘ zu werden, weil sie nicht mehr genügend Menschen über Gotteshaus und. Kirchenpresse erreicht“. Der Wiener Publizist Hubert Feichtlbauer, Vorsitzender des Verbandes katholischer Publizisten Österreichs, sagte, die innerkirchliche Lage sei von einer „kleingläubigen Abschottung“ gekennzeichnet. Es gebe Versuche der Kirchenführung, das freie Wort in der Kirche „an die Leine zu nehmen.
  • Wiederum im Kloster Banz lautete das Thema einer Fachtagung: „An der Schwelle zum neuen Jahrtausend: Das geeinte Deutschland im vereinten Europa“. Eine der Erkenntnisse: In 40 Jahren Sozialismus praktisch nichts zustande gebracht zu haben und nichts in den Einigungsprozess einbringen zu können, zerstöre das Selbstbewusstsein der Menschen in den neuen Bundesländern.
  • Im slowenischen Kurort Dolenske Toplice wurde 1993 der Versuch unternommen, eine Bilanz nach der Wende in Ostmitteleuropa zu ziehen. Wichtigste Erkenntnis: Die aus dem 19. Jahrhundert hervorgegangenen Nationalstaaten seien nicht fähig, mit den Herausforderungen der modernen Zeit fertig zu werden. Der Zusammenschluss der europäischen Staaten sei deshalb notwendig, bedürfe aber einer größeren ideellen Perspektive, gründend auf christlichen Grundwerten.
  • Katholische Publizisten aus dem Alpen-Donau-Adria-Raum betonten bei einer Tagung 1995 in Vicenza, die Kirchen, insbesondere die katholische und die orthodoxe, aber auch die islamische Glaubensgemeinschaft sollten „prophetische Vorkämpfer für einen Frieden werden, der auf Ehrfurcht und Würde aller Beteiligten bedacht sei und zum Sauerteig zwischen den Völkern werde. Eine entschiedene Absage wurde dem Ungeist des Überlegenheitsdenkens – rassisch, national oder kulturell – erteilt.
  • Die Palette der Veranstaltungen größeren Stils wurde im Jahre 2003 mit einer Zusammenkunft in München abgerundet. Ein Kolloquium ging der brennenden Frage nach der „Qualitätssicherung im Journalismus“ nach. Kritisiert wurde, wegen der Ausdünnung in den Redaktionen bleibe die gegenseitige Kontrolle durch kontroverse Diskussion mit den Kollegen häufig auf der Strecke. Der Vorsitzende des Bayerischen Presseclubs, Werner Häußner, bemängelte, dass die Arbeitsbedingungen der Journalistinnen und Journalisten sich ständig weiter verschlechterten. Ein ethisch verantwortetes Arbeiten werde schon durch die äußeren Bedingungen zunehmend erschwert. Häußner merkte auch kritisch an, dass der katholischen Kirche jenseits der akuten Sparzwänge auf der Ebene der Bischofskonferenz ein „tragfähiges publizistisches Konzept“ fehle. Wörtlich führte er weiter aus: „Ein zunehmend autoritär wirkendes Klima innerhalb der Kirche führt dazu, dass sich keine neuen Ideen entwickeln.“

In den letzten Jahren ist der Presseclub dazu übergegangen, bei so genannten „Kamingesprächen“ in der Katholischen Akademie in Bayern praktisch alle öffentlich relevanten Themen anzusprechen, wobei die Gesprächspartner sowohl aus der Politik als auch aus dem kirchlichen und kulturellen Bereich ihre jeweilige Position darlegen. Dabei sind Dialog und Diskussion die beherrschenden Elemente.

Zusammengestellt von Dr. Norbert Stahl

Zum 50jährigen Bestehen des Bayerischen Presseclubs erschien eine Chronik, die Interessierte über die Geschäftsstelle beziehen können.

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