Meilensteine aus der Geschichte des Bayerischen Presseclubs
Bereits zwei Jahre nach seiner Gründung war die Informationsfahrt des Bayerischen Presseclubs vom 21. bis 28. Oktober 1956 nach Rom zweifellos ein Höhepunkt in der Frühzeit seines Bestehens. Zum üblichen römischen Pilgerprogramm kamen Empfänge beim deutschen Vatikanbotschafter Dr. Jaenicke, bei Radio Vatikan, im Palazzo Chigi durch Staatssekretär Folchi vom italienischen Außenministerium und bei der Agentur „Nuova Stefani“. Unvergessen blieb jedoch die Sonderaudienz in Castel Gandolfo, bei der sich Papst Pius XII. mit jedem einzelnen Teilnehmer unterhielt. Als ehemaliger Nuntius in Bayern widmete er dem Bayerischen Presseclub seine besondere Aufmerksamkeit. In seiner Ansprache unterstrich er die Wichtigkeit und die Verantwortung des journalistischen Berufs und forderte dazu auf, die öffentliche Meinung auf „den Wegen der Wahrheit und des Rechts zu führen und zum Guten zu lenken.“ Dabei muss der Journalist sich „Rechenschaft geben über das, was seine Leser oder Hörer denken und wünschen, also die „öffentliche Meinung“ selbst, die es im guten Sinne zu lenken gilt.“ Papst Pius XII. fasst seine Ansprache schließlich folgendermaßen zusammen: „Das Ideal besteht also darin, die freieste Objektivität zu wahren, ohne je die Fühlung mit der Öffentlichkeit zu verlieren.“
Zusammen mit der Gemeinschaft katholischer Zeitungs- und Zeitschriftenverlage und der Katholischen Medienakadmie Österreichs lud der Bayerische Presseclub vom 28. bis 31. Mai 1987 zu einer Tagung ein, die das Thema „Jenseits der Ideologien – Verantwortung für die Zukunft“ erörterte. Es war ein Fachgespräch auf höchster Ebene mit mehr als einhundert Teilnehmern aus Österreich, Südtirol und Bayern sowie von Journalisten aus Südosteuropa. Zum Thema der Tagung äußerte der damalige Presseclub-Präsident, Dr. Norbert Stahl, der „Glaube an Fortschritt und Machbarkeit drohe schon seit längerem in tiefen Kulturpessimisus umzuschlagen.“ Der Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König, ermutigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer „die Dinge und Ereignisse so sein zu lassen wie sie sind, weil es dabei darum geht, keine ideologischen Wunschbilder für die Wirklichkeit zu nehmen“. Vielmehr sollte der „Blick auf das Leben zum Handwerkszeug des Journalisten, besonders des katholischen, gehören.“
„Die Christen vor dem 21. Jahrhundert – Rückzug, Isolation oder Aufbruch“ lautete das Generalthema einer Tagung, zu der der Bayerische Presseclub vom 25. bis 28. April 1991 in die Cusanusakademie nach Brixen eingeladen hatte. Mitveranstalter waren das diözesane Presseamt Bozen-Brixen, das Durck- und Verlagshaus Styria aus Graz und der Verband katholischer Publizisten Österreichs. Hauptredner war der inzwischen verstorbene polnische Romancier und Schriftsteller Andrzej Sczypiorski. Für die Tagung war ein Positionspapier zum Thema „Massenkommunikation und Kirche“ erarbeitet worden, an dem Dr. Hubert Feichtbauer, einer der führenden katholischen Publizisten Österreichs, und Dr. Norbert Stahl, Präsident des Bayerischen Presseclubs, maßgeblich mitgewirkt hatten. Am 27.4.1991 wurde das Papier von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einstimmig verabschiedet wurde.
Angeregt durch Gespräche mit hochrangigen Politkern, dem Fraktionsvorsitzendem der CSU im Bayerischen Landtag, Alois Glück, der SPD-Landesvorsitzenden Renate Schmidt und dem Präsidenten des Bayerischen Senats, Prof. Dr. Walter Schmitt-Glaeser, lud der Bayerische Pressclub zu einer Medientagung „Bewährung der Freiheit in einer pluralen Gesellschaft“ ins österreichische St. Georgen a. Lengsee ein. Referate und Diskussionen wurden bestimmt durch die Erfahrung der Menschen in Osteuropa, die unter der so sehr ersehnten und endlich errungenen Freiheit alsbald an eben diesem Gut zu leiden begannen. Als Ergebnis dieser Gespräche wurde nach langen und schwierigen Diskussionen eine Erklärung mit zehn Thesen verabschiedet. Kernpunkt ist die Überzeugung, „dass sich die Wahrheit in Freiheit durchsetzt“. Reglementierung sei nicht dazu geeignet, der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen. Für die Bildung einer öffentlichen Meinung auch in der Kirche sei „freier Informationsfluss“ eine „unersätzliche Voraussetzung“.